Wissenschaftskommunikation – Versuch einer Abgrenzung
In den letzten Monaten brach in einschlägigen Social Media-Foren – zum Beispiel hier – ein Kontroverse über die Frage los, ob Wissenschaftsjournalismus zur Wissenschaftskommunikation gehöre oder nicht. Da ich als strategischer Konzeptioner seid langen Jahren auf dem Feld der Wissenschaftskommunikation aktiv bin und zudem an einer Hochschule strategische Kommunikationsplanung unterrichte, fühle ich mich im Thema und kompetent genug, um meine Erfahrungswerte einzubringen. Ich stelle, weil es übersichtlicher ist, Wissenschaftsjournalismus (Zeitung, Fachmagazin, Radio, TV, Online) und institutionelle Wissenschaftskommunikation (Hochschulen, Institute, Forschungsgemeinschaften) gegenüber – und zwar nicht idealtypisch, sondern realtypisch, so wie ich es täglich erlebe.
Wissenschaftsjournalismus |
Institutionelle Wissenschaftskommunikation |
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Unabhängig, neutral, meist über den Interessen der Institutionen stehend | Parteiisch, Sprachrohr der jeweiligen Institution und ihrer Wissenschaftler |
Schnell, aktuell, kritisch berichtend | Schnell, aktuell, positiv darstellend – und langfristig strategisch verankert. |
News, Fakten und Bewertungen | Information, Eigendarstellung, Image und Promotion |
Journalisten, Publizisten als Berichterstatter | Manager, PR-Experten als Berater/Lotsen
Wissenschaftler als Kommunikatoren |
Möglichst unabhängig von Verleger/Geschäftsführung | Mehr oder weniger von der Leitungsebene gesteuert |
Alle Formen von Berichterstattung nutzend: Reportage, Essay, Interview, Kommentar etc. | Alle Formen von integrierter Kommunikation nutzend: PR, Marketing, Veranstaltungen, Online, Social Media etc. |
B
In meinen Kommunikationskonzepten für wissenschaftliche Institutionen lege ich Wert darauf, die Distanz zu den Wissenschaftsjournalisten zu wahren. Jeder Eindruck von Einflussnahme oder Kumpanei sollte vermieden werden. Die beliebten Medienpartnerschaften und ähnliches sehe ich eher zwiespältig und bevorzuge eine klare Gewaltenteilung. Die wissenschaftliche Institution ist die exekutive Gewalt, die Medien sind die darüber berichtende Gewalt und dazwischen gibt es Grenzen.